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Europa soll
sich eine Seele
verschaffen

[aus der Schuman-Erklärung,
9. Mai 1950]

Wert[e]voll un­ter­wegs + Europa auf den Weg bringen

Die ursprünglichste Form des Reisens war wohl das Pilgern (so wurden Pilger im Mittelalter auch „Reyssläufer“ genannt). Dieses steht seit jeher für die Sehnsucht nach einem übergeordneten (Lebens-)Ziel und -sinn und für die Lust, sich mit Empathie und Neugier auf die Welt und auf fremde Kulturen einzulassen. Die Begegnung mit dem Fremden fördert die Bereitschaft, sich selbstkritisch mit den Mustern der eigenen Denk- und Handlungsgewohnheiten auseinanderzusetzen. Wer sich unterwegs auch dafür öffnet, die eigenen Wertvorstellungen im Spiegel der Gesellschaft, in der wir leben, zu reflektieren und sich mit anderen auszutauschen, gewinnt nicht nur an innerer Stärke und Lebensmut, sondern auch die Motivation, die Realität mitzugestalten.

Im Rahmen des europäischen Modellprojektes „Sternenweg/Chemin des étoiles“ sind Menschen in diesem Sinne zu einer Spurensuche auf den versunkenen Wegen der mittelalterlichen Jakobspilger in einer facettenreichen Großregion im Herzen Europas eingeladen. Die Erkundungen entlang der wiederentdeckten Routen bieten die Gelegenheit, mittelalterliche „Zeitzeugen“ der Pilgerschaft zu entdecken, um nachzuspüren, was Menschen, Zeit(en) und Lebensräume nachhaltig verbindet. Dieses wert[e]volle Unterwegssein erlaubt, auszuloten, in welcher Welt wir – in Anbetracht der Vergangenheit – leben möchten und für welche Werte wir stehen.

Inspiration für das „geistige Gepäck“ beim Wandern entlang der Sterne bietet der nachfolgende Wertekanon. Die darin beschriebenen Werte spiegeln summarisch das soziale, geistige und kulturelle Fundament Europas und verstehen sich – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – als Impulsgeber und Orientierungshilfe zum Ein- und Weiterdenken. So können diese Wertvorstellungen unterwegs oder beim Innehalten auf kreative Weise reflektiert werden und zu einem neuen Selbstverständnis über den gesellschaftlichen Zusammenhalt und europäische Grundwerte beitragen.

Ebene der Werte

Auswahl gesellschaftlicher Grundwerte als Rahmenbedingung eines selbstbestimmten, menschenwürdigen und schöpferischen Zusammenlebens.

Frieden

Damit es Frieden in der Welt gibt, müssen die Völker in Frieden leben.

Damit es Frieden zwischen den Völkern gibt, dürfen sich die Städte nicht gegeneinander erheben.

Damit es Frieden in den Städten gibt, müssen sich die Nachbarn verstehen.

Damit es Frieden zwischen Nachbarn gibt, muss im eigenen Haus Frieden herrschen.

Damit im Haus Frieden herrscht, muss man ihn im eigenen Herzen finden.

Laotse, chinesischer Philosoph, 4.-3. Jh. v.Chr.

Frieden bezeichnet einen Zustand zwischen Einzelnen, Gruppen oder Staaten, der frei von (gewaltvollen) Auseinandersetzungen und Kriegen ist und in welchem aufkommende Konflikte mithilfe von Regeln und Gesetzen gewaltfrei beigelegt werden. Eine wichtige Voraussetzung hierfür ist die Tugend der „Friedfertigkeit“ und die Bereitschaft, sich aktiv um Frieden zu bemühen. Auch der einzelne Mensch kann in der Selbsterfahrung, in der Auseinandersetzung mit sich selbst ein Gefühl von „Infriedenheit“, einen sog. „inneren Frieden“ erreichen. Den (inneren) Frieden zu suchen, bedeutet einen Lebensweg einzuschlagen, der sich darauf ausrichtet, im Einklang und in Harmonie mit sich selbst zu leben. Dies ist die Basis dafür, auch nach außen hin Frieden finden zu können und diesen in die Welt hinauszutragen.

Zwei Pilger vor Kriegsmahnmal zeigen ein Plakat

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Wie viel Bedeutung schenke ich dem inneren Frieden in meinem Leben?
Jeder Schritt zum eigenen inneren Frieden wirkt sich auf den Frieden im Außen aus. Jede friedvolle Haltung und Handlung schenkt Dir innere Kraft und Zuversicht und ist ein Beitrag zur Allverbundenheit und zum Frieden in der Welt.

Welche eigene Idee dazu habe ich für den heutigen Weg?

Humanität

Der Zweck unseres Daseins sei auf Bildung der Humanität gerichtet. Unsere Vernunfttätigkeit soll zur Vernunft, unsere feineren Sinne zur Kunst, unsere Triebe zur echten Freiheit und Schönheit, unsere Bewegungskräfte zur Menschenliebe gebildet werden.

Johann Gottfried von Herder (1744-1803)

Humanität steht als Begriff für (Mit-)Menschlichkeit und die kontinuierliche kulturelle Bildung des Geistes, die auf die Verwirklichung der Menschenrechte, auf Hilfsbereitschaft und Teilnahme abzielt. Es geht um die Stellung des Menschen in der Welt und für die Welt: Verantwortungsbewusst zu sein, der Wahrheit auf der Spur zu folgen und das Innerste, was das Menschsein ausmacht – die Conditio humana – zu ergründen. Humanität wird sowohl durch den Einzelnen als auch durch die jeweilige Kultur, die sie ausübt, definiert und verlebendigt. Zum humanitären Weltbild zählen in den meisten Kulturen die Werte Würde, Verbundenheit, Mitgefühl, Güte, Nächstenliebe, Hilfsbereitschaft und Barmherzigkeit. Zu den elementaren Voraussetzungen einer humanen Lebensführung gehören Offenheit und Freundlichkeit. Die Fähigkeit, die Polaritäten, die sich auf jedem individuellen Lebensweg ergeben, zu erkennen und sie im Wechselspiel zwischen der Innen- und Außenwelt auszubalancieren, falls möglich zu versöhnen, gehört zu den Wesensmerkmalen der Humanität.

Zwei ältere Pilgerinnen auf Waldweg sind sich zugetan

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Wann und in welchen Lebensbereichen bin ich mitmenschlich?
Auf meinem Lebensweg möchte ich auf meine ureigene Art und Weise menschlich sein. In dieser Haltung möchte ich ganz besonders auch im Kleinen wirken.

Welche eigene Idee dazu habe ich für den heutigen Weg?

Freiheit

Freiheit…

steuert das Selbst vor fremden Zugriff begrenzt das Selbst, wo andere frei sind

hält Distanz vor Zudrang genießt Nähe ohne Übergriff

ruft aus der Beschränkung in die Gewährung entbehrt Angst und Not

verpflichtet zur Ausübung im Miteinander verbreitet in großen Zügen

tanzt für das Gleichgewicht auf dem Seil der Bedürfnisse im Anderen

Peter Michael Lupp

Freiheit ist ein Privileg, von dem noch immer viele Menschen ausgeschlossen sind. Frei zu sein bedeutet, Entscheidungen selbstbestimmt und ohne äußeren Zwang treffen zu können. Zur Freiheitserfahrung gehört jedoch, dass der Mensch den Unterschied von Freiheit und Unfreiheit empfinden kann. Dies bedeutet paradoxerweise, dass Freiheit zur Entfaltung auch Grenzen braucht, die im Streben nach der eigenen Freiheit reflektiert werden müssen. Freiheit erfordert Selbsterkenntnis und Eigenverantwortung im Denken und Handeln. Frei ist, wer mit sich selbst in Einklang steht und das Geschenk der Freiheit mit Dankbarkeit und Sinn ausgestaltet.

Frau mit ausgebreiteten Armen auf Felsvorsprung am windbewegten Wasser

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Welche Freiheiten genieße ich aktiv. Ist mir das Privileg, in Freiheit zu leben, bewusst?
Erkenne Dich selbst! Mit jedem Schritt komme ich mir näher, finde mich, lebe aus der Mitte, werde wahrhaftiger und freier im Denken und Handeln.

Welche eigene Idee dazu habe ich für den heutigen Weg?

Demokratie

Demokratie heißt immer: die Bereitschaft, nicht nur die eigenen Interessen zu sehen, und die Fähigkeit zum Ausgleich und Kompromiss.

Frank-Walter Steinmeier

Die Demokratie (von altgriechisch δημοκρατία‚ Herrschaft des Staatsvolkes) bildet die Grundlage unserer europäischen Gesellschaft. In demokratischen Staaten geht die Regierung durch (freie und gleiche) politische Wahlen aus dem Volk hervor. Zu den wichtigsten Merkmalen der Demokratie zählen Meinungs- und Pressefreiheit, Gewaltenteilung, Verfassungsmäßigkeit sowie Schutz der Grund-, Bürger- und Menschenrechte. Eine demokratische Kultur darf die ethischen und religiösen Lebensformen, die in einem pluralistischen Gemeinwesen zusammenkommen, weder ignorieren noch negieren, sie muss sie vielmehr in sich aufnehmen und so integrieren, dass der Grundsatz des Respekts für alle Bürger gleichermaßen gilt. Demokratie braucht Menschen, die ein Interesse am Gemeinwesen und Gemeinwohl hegen und bereit sind, sich aktiv für sie zu engagieren. Dies setzt voraus, dass sich die Menschen untereinander als gleichwertig respektieren, das eigene Interesse nicht absolut setzen und den Mut zum offenen, fairen Meinungsstreit, aber auch zum Kompromiss haben. Insofern ist die Demokratie auch die maßgebliche Voraussetzung für Freiheit, Gleichheit und Solidarität. Eine demokratische Lebensgestaltung innerhalb von Gemeinschaften sucht daher immer einen konstruktiven Ausgleich zwischen dem Ich und dem Wir.

Pilgergruppe sitzt auf Treppenstufen neben Kirche

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Welche Bedeutung hat für mich die bürgerliche Zusammengehörigkeit? Welche aktiven Beiträge leiste ich zum Gemeinwohl der Gesellschaft, in der ich lebe? Bin ich bereit, für die Rechtsstaatlichkeit, den Schutz der Menschenrechte und die Gleichwertigkeit aktiv einzutreten, wenn es erforderlich wird?
Ich öffne mich auf meinem Weg für die Anerkennung und Wertschätzung von Vielfalt in unserer Gesellschaft. Ich stehe dafür ein, allen Menschen ein friedvolles Leben in demokratischen Strukturen zu ermöglichen.

Welche eigene Idee dazu habe ich für den heutigen Weg?

Ebene der Emotionen

Das menschliche Sozialverhalten, das insbesondere auf Emotionen basiert, bildet einen wesentlichen Faktor, damit ethische und moralische Wertvorstellungen nicht nur verstanden und respektiert, sondern auch verinnerlicht werden. Nur so können sie im alltäglichen Handeln auch eine Relevanz bekommen und Frieden und Gemeinwohl fördern und voranbringen.

Toleranz

Ohne Toleranz können wir kein Mitgefühl entwickeln.

Dalai Lama

Toleranz bezeichnet das Akzeptieren und Respektieren der Sichtweisen, Handlungen und Gebräuche anderer und ist ein zentrales Wesensmerkmal der Demokratie. Toleranz ist zugleich eine wichtige Voraussetzung für Gleichberechtigung, Vielfalt und die Vermeidung von Ausgrenzung. Im gesellschaftlichen Diskurs hat Toleranz eine große Bedeutung. Sie wird z.B. im Zusammenhang mit Religiosität, sexuellen Neigungen, kulturellen Unterschieden und alternativen Wertesystemen und -ge­mein­schaf­ten diskutiert. Die Grenzen der Toleranz liegen dort, wo anderen diese grundlegende Form der Achtung und Gleichbehandlung vorenthalten wird. Die Verantwortung dafür, dass diese Grenzen beachtet werden, kann allerdings nicht vollständig an den Staat abgetreten werden. An erster Stelle sind es die Menschen selbst, die dazu verpflichtet sind, Toleranz zu üben und anderen mit Duldsamkeit, Geduld und Achtsamkeit zu begegnen.

Junge Pilgerin in Kirche gibt ihrer Begeisterung Ausdruck

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Erkenne und erlebe ich die Vielfalt im Zusammenleben innerhalb unserer Gesellschaft als bereichernd? Sehe ich mich als Teil einer weltoffenen Gemeinschaft?
Ich öffne mich auf meinem Weg dafür, die Wirklichkeit sensibel und achtsam wahrzunehmen. Ich übe unterwegs meine Toleranz- und Dialogfähigkeit im respektvollen Umgang mit anderen Sichtweisen. Gleichgültigkeit gegenüber meinen Mitmenschen ist mir fremd.

Welche eigene Idee dazu habe ich für den heutigen Weg?

Freundschaft

Schweigen umgibt alles gemeinsame Handeln und alles Zusammenleben

Freundschaft braucht keine Worte

Sie ist die Einsamkeit die von der Furcht vor der Einsamkeit befreit ist.

Unbekannter Autor

Freundschaft bezeichnet eine von Zuneigung geprägte Beziehung, die auf gegenseitiger Sympathie, Wertschätzung und Vertrauen basiert. Für unser soziales Miteinander sind Freundschaften von großer Bedeutung. Aristoteles bezeichnete Freundschaft als „eine Seele in zwei Körpern“. Cicero erkannte „den sicheren Freund in unsicherer Lage“. Die Freundschaft zu einem anderen Menschen geht darüber hinaus auch mit einer immerwährenden Vertiefung der Selbsterkenntnis im Gegenüber einher. Im übertragenen Sinne bezeichnet Freundschaft auch ein gutes und oft vertraglich geregeltes politisches Verhältnis zwischen Völkern oder Nationen (z. B. „deutsch-französische Freundschaft“).

Älterer Mann sitzt vor steinernem Wegekreuz am Rande einer Wiese und macht sich Notizen

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Welche Emotionen leiten mich bei dem Gedanken an Freundschaft?
Auf meinem Weg widme ich Zeit für Gedanken an Freunde und bedanke mich im Geiste dafür, an ihrem Leben teilhaben zu können. In guten und in schlechten Tagen können sie auf mich zählen.

„Welche eigene Idee dazu habe ich für den heutigen Weg?“

Mitgefühl

Das Mitgefühl mit allen Geschöpfen ist es, was Menschen erst wirklich zum Menschen macht.

Albert Schweitzer

Mitgefühl umschreibt die Anteilnahme an der Situation eines anderen Individuums und ist eine natürliche, im Menschen angelegte Fähigkeit. Das eigene Gefühl tritt dabei in Resonanz mit dem Gefühl eines anderen Lebewesens. In der Anteilnahme an den Gefühlen anderer erlernen Menschen, besser mit den eigenen Emotionen umzugehen. Eine Abwandlung von Mitgefühl ist Empathie, die Menschen hilft, sich in die Gedanken des Gegenübers einzufühlen, sie zu verstehen, darauf einzugehen und entsprechend zu reagieren. Mitgefühl für andere menschliche und nichtmenschliche Wesen setzt Akzeptanz des eigenen Ichs und Liebe zu sich selbst voraus.

Junge Frau in Kirche schaut zu jungem Mann mit geschlossenen Augen

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Was denke und fühle ich über mich selbst? Mit welchen Gefühlen gegenüber anderen bin ich unterwegs?
Ich beobachte auf meinem Weg auch meine Gefühlswelt für mich und andere. Jedem Menschen, dem ich begegne und Menschen, an die ich gerade denke, wünsche ich Gutes und segne sie im Stillen.

Welche eigene Idee dazu habe ich für den heutigen Weg?

Solidarität

Gemeinsam statt einsam

Begleiten statt leiten Frei Raum Erobern Zugehören zusammen wachsen Wunder tauschen Blicke wenden Nähe schenken Hoffnung spenden weiterdenken

Besser als sonst

Peter Michael Lupp

Solidarität lässt sich aus der lateinischen Wortbedeutung „gediegen, echt, fest“ ableiten und steht damit im Zusammenhang mit Beständigkeit, Kontinuität und Stabilität. Solidarität beschreibt das Zusammenhalten mit und die Unterstützung von anderen Menschen, deren Ideale, Werte und Ziele man teilt. Sie braucht einen öffentlichen Raum und Nähe, um Anteilnahme, Verbundenheit und Mitgefühl gegenüber anderen zum Ausdruck zu bringen. Dabei geht es auch darum, in einer weltoffenen Gemeinschaft in freundschaftlicher Haltung zusammenzuwachsen, um friedlich für gemeinsame Werte einzutreten.

Gruppe

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Mit welchen weltoffenen europäischen Werten bin ich im Einklang und fühle mich darüber mit anderen verbunden?
Meine Begegnungen unterwegs erinnern mich an das verantwortliche Handeln für die Gemeinschaft der Menschen, insbesondere in Zeiten von Krisen. Diesen Gedanken pflanze ich in mein Innerstes und er schenkt mir ein Gefühl der Solidarität gegenüber anderen Menschen, Selbstvertrauen und Kraft. Soweit es mir möglich ist, möchte ich Menschen in meiner Umgebung in Not, Krankheit und Verzweiflung beistehen.

„Welche eigene Idee dazu habe ich für den heutigen Weg?“

Begegnung der Kulturen

Fremde(r) reiche mir über die Schwellen die Hand zum WIR

Lass uns Horizonte weiten Heimat schenken Welten öffnen Zukunft hoffen Frieden stiften und tief berühren

Peter Michael Lupp

In der Begegnung mit anderen Kulturen, Landschaften und mit dem Fremden entstehen unwillkürlich immer wieder neue Eindrücke und Verbindungen. Mit ihnen können Menschen in Resonanz treten und dadurch einen Beitrag zu einem europäischen Zusammengehörigkeitsgefühl leisten. Ziel ist es, eine ethisch tragfähige und achtsame Verknüpfung zwischen den Menschen, ihrer verschiedenartigen kulturellen Prägung, Herkunft und geistigen Haltung zu kultivieren. Mit der weltoffenen Begegnung und dem freundschaftlichen Austausch mit Menschen aus anderen Kulturen geht auch eine Sensibilisierung für die Bedeutung der Achtung der Menschenwürde, die Gleichheit und den Schutz der Menschenrechte einher.

Ältere Dame zeigt im Gespräch auf lächelnden Jugendlichem

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Bin ich offen für Begegnungen unterwegs? Mit welcher Wertschätzung und welchem Respekt begegne ich auf meinem Weg Menschen aus anderen Kulturen?
Vielfalt und ein würdevoller Umgang mit unterschiedlichen Kulturen und ihren Lebensgewohnheiten ermöglichen uns ein neues Sehen und Verstehen. Sie sind eine Bereicherung der Gesellschaft und des alltäglichen Lebens: selbstverständlich gemeinsam, offen, in Vielfalt leben.

Welche eigene Idee dazu habe ich für den heutigen Weg?

Ebene der Ökologie

Schöpfung bewahren

Schöpfung bewahren

Aus dem immer Mehren herausfallen

Nackt am Ende Frei gehen

Ohne Fassung im neuen Raum

Erwachsen Nachhall[t] geben

Zukunft säen [D]ein Samenkorn genügt

Peter Michael Lupp

Durch unreflektiertes Wachstumsdenken, die Macht der Märkte und unser Konsumverhalten gerät das natürliche Gespür des Menschen für den „Blauen Planeten Erde“ – die Schöpfung – schleichend aus dem Lot. Die Menschheit verbraucht derzeit jedes Jahr etwa 50 Prozent mehr Ressourcen, als die Erde innerhalb dieses Zeitraums regenerieren und damit nachhaltig zur Verfügung stellen kann. Die Erde, aber auch die Menschheit an sich, gerät dadurch zunehmend aus ihrem überlebensnotwendigen, ökologischen und ethischen Gleichgewicht.

Vor diesem Hintergrund erinnert der „Notruf“ – Schöpfung bewahren – an die Verantwortung des Menschen für seinen einzigartigen Lebensraum voller Vielfalt: den Planeten Erde. Obwohl er aus der christlich geprägten Welt entnommen ist, steht er auch überkonfessionell für den Auftrag der Völker und Kulturen, den Raubbau mit unseren natürlichen Lebensgrundlagen aufzuhalten, um unseren gemeinsamen Lebensraum zukunftsfähig auch für künftige Generationen zu be­wahr­en.

Es geht hierbei auch um das menschliche Maß der Genügsamkeit: die Erkenntnis, dass der Verzicht in unserem Konsumverhalten in vielen Fällen sogar zu einem zufriedeneren Leben führen kann. Dazu braucht es einen beständigen, öffentlichen Diskurs. Die Schöpfung zu bewahren mündet in einem ökologisch und ethisch tragfähigen Verhältnis zwischen Mensch und Natur und gelingt durch nachhaltige Lebensformen auch in ihrer spirituellen Dimension. Wie lässt sich eine Lebensform des „Weniger“ mit Freude, Sinn und Geist kultivieren, eine Gesellschaft bauen, die weniger verbraucht, die Risikospiralen erkennt und vermeidet? Jeder Mensch hat dazu Handlungsspielräume – das ist unser Privileg

Pilger steht mit ausgebreiteten Armen auf Wiese und schaut grüne Landschaft

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Sehe ich die Schönheit der Natur und die Wunder dieser Schöpfung und welchen Wert gebe ich ihr heute und in Zukunft?
Mir ist es ein Anliegen, die Lebensgrundlagen auf diesem einzigartigen Planeten Erde nachhaltig zu sichern. Meine Verantwortung zeigt sich im täglichen Umgang mit den Geschenken der Natur, die auch noch künftigen Generationen zur Verfügung stehen sollen. In dieser Haltung wähle ich den Weg des guten Lebens in der Allverbundenheit der Schöpfung Erde.

Welche eigene Idee dazu habe ich für den heutigen Weg?

Ebene der Spi­ri­tua­li­tät

Spiritualität

Daß ich erkenne, was die Welt im Innersten zusammenhält, Schau` alle Wirkenskraft und Samen und thu´ nicht mehr in Worten kramen.

Johann Wolfgang von Goethe

Spiritualität handelt von der „Wegkunst“ der Selbstwerdung. In diesem Prozess werden die Wunder des Lebens und der Sinn des eigenen Lebensauftrages, abseits rein rationaler Betrachtungsweisen, in ihrer eigentlichen (Trag-)Weite bewusster und erfahrbar.

Die spirituelle Dimension entfacht sich im gezielten Innehalten und in der aufrichtigen Hingabe. Übergeordnet eröffnet sich der Menschheit in der Einbeziehung der spirituellen Dimension die Chance, den Sinn der menschlichen Existenz und deren ethische und moralische Aufgabenstellung begreifbarer zu machen und entsprechend zu handeln. Hierin liegt eine geistige Ressource, um den anstehenden Wandel innerhalb unserer Gesellschaft zu Gunsten einer besseren Welt zu bewältigen.

Einen Zugang, um spirituelle Wirklichkeit zu erfahren, bieten Übungen der Verlangsamung, der Achtsamkeit, der ungeteilten Andacht, der Meditation oder des inneren Gebetes (im überkonfessionellen Kontext). Dazu braucht es Orte, an denen diese Übungen ungestört zelebriert werden können und Zeit, in der etwas reifen und ausheilen kann. Meditatives Unterwegssein auf dem „Sternenweg“ und das Innehalten an besonderen Orten der Vergangenheit bieten dazu eine Vielzahl an individuellen Erfahrungsräumen.

Mann mit Wanderstock und gefalteten Händen über dem Kopf schaut auf nebelschwangere Landschaft

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Welchen Platz räume ich der bewussten Erfahrung von Spiritualität in meinem Leben ein? Nutze ich die Möglichkeiten der Meditation, um innere Ruhe und Ausgleich zu finden?
Auf meinem Weg nehme ich mir bewusst Zeit für eine Ausdrucksform der Spiritualität, die mit meinem Inneren in Einklang steht, und praktiziere diese mit voller Hingabe (Ritual, Gebet, Gesang, Meditationen, Bildbetrachtung…).

Welche eigene Idee dazu habe ich für den heutigen Weg?

Tipps für unterwegs

  • Planen Sie alleine oder mit Freunden eine Pilgerwanderung auf dem „Sternenweg/Chemin des étoiles“.
  • Suchen Sie sich entlang einer Route des Projektraumes zwei oder mehrere mittelalterliche Kulturdenkmäler in der interaktiven Karte oder dem Bildband aus.
  • Wählen Sie sich einen Ausgangspunkt und planen Sie von dort Ihre individuelle Pilgertour zu den ausgewählten Zielpunkten, selbst wenn sie abseits der offiziellen markierten Wege verläuft. Wanderbare Wege bzw. Radwege abseits der markierten Routen der Wege der Jakobspilger lassen sich bei den zuständigen Tourist Informationen erfragen, mit Hilfe der vielfältigen Navigationsvarianten im Internet etc. planen oder fragen Sie unterwegs einfach nach dem Weg.
  • Nehmen Sie sich (neben ausreichend Proviant) ein (Werte-)Thema mit auf den Weg. Im Mittelpunkt könnte die Frage stehen: Für welche Werte stehe ich in der Gegenwart, mit welcher Haltung bin ich heute als Pilger entlang der Sterne unterWEGs?
  • Halten Sie unterwegs an besonderen Plätzen in der Natur und an den ausgewählten mittelalterlichen Zielorten inne. Versuchen Sie zu erfahren oder zu erspüren, welchen Impuls die Natur bzw. das kulturelle Erbe des Mittelalters für Sie bereithält. Werden Sie sich darüber gewahr, dass Sie sich auf einen Weg der Erkenntnis einlassen, der oftmals auch mit kleinen Gesten am Wegesrand beschenkt. Falls möglich, meditieren Sie an stillen Plätzen in der Natur, die Sie intuitiv für sich auswählen, oder in den (mittelalterlichen) Kirchen am Wegesrand. Konzentrieren Sie sich bei der Meditation auf Ihren Atem und lassen Sie aufkommende Gedanken wie Wolken weiterziehen.

Pilgerin zeigt auf Steinbild an einer Kirchenwand

  • Achten Sie unterwegs bewusst auf Details in der Landschaft oder bei der Begegnung mit anderen. Viele Menschen waren bereits vor Ihnen hier unterwegs und viele werden Ihnen folgen. Alles hängt miteinander zusammen. Nutzen Sie die Gelegenheit zu einem inneren Dialog oder einen Austausch mit jenen, die Sie begleiten. Eine Rast bietet die Gelegenheit, einen passenden Text (Literatur, Gedicht) zu lesen, zu beten, zu singen oder auch zu schreiben und zu malen.
  • Bewahren Sie Ihre Begegnungen und Erfahrungen unterwegs mit Notizen oder Zeichnungen.
  • Sammeln Sie unterwegs Pilgerstempel in Ihrer Sternenweg-Stempelkarte und verbinden Sie diese mit einem der in den Stempelfeldern aufgeführten Impulse.

Meditation

Frau sitzt in Meditationspose auf Steinmauer

Der Atem fließt langsam und tief durch die Nase ein und aus.

In der Ein- und Ausatmung stabilisiert sich Dein inneres Gleichgewicht.

Die tiefe Ein- und Ausatmung zentriert Dein Selbst.

Lasse Dich mit voller Hingabe tief nach Innen hineintragen zu Deinem Seelengrund.

Die Gedanken ziehen wie Wolken davon und lösen sich nach und nach wie von der Sonne erwärmt auf.

Aus der Gedankenleere entspringt die Quelle der Schöpfung. Das Wesentliche tritt fühlbar hervor. Der Weg des guten Lebens öffnet sich.

Nach der Meditation stehe auf und lass den Moment ausschwingen, atme noch einmal tief und ruhig durch die Nase ein und aus.

Hinein zum Seelengrund.

Heraus, um Deinen Weg beherzt weiterzugehen.