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„Europa soll sich eine Seele verschaffen“

Europäisches Modellprojekt Sternenweg/Chemin des étoiles setzt [Wege-]Zeichen an der ehemaligen Wirkungsstätte von Robert Schuman in Scy-Chazelles/Metz

Gedenkstein mit eingebetteter Büste

Am Donnerstag, dem 18.04., wurde an der ehemaligen Wirkungsstätte von Robert Schuman in Scy-Chazelles nahe Metz feierlich eine Informationstafel und eine steinerne Jakobsmuschel als Wegezeichen im Rahmen des europäischen Modellprojektes Sternenweg/Chemin des étoiles eingeweiht. Robert Schuman, der als Gründungsvater Europas gilt, wurde in der dortigen mittelalterlichen Kirche St. Quentin bestattet. Zu seinen Ehren entstand aus seinem unmittelbar gegenüberliegenden Wohnhaus ein Museum und daneben das Europazentrum Robert Schuman. Das gesamte Ensemble wurde als „Kulturelles Erbe Europas“ ausgezeichnet.

Initiiert vom Regionalverband Saarbrücken, hat sich das europäische Modellprojekt Sternenweg/Chemin des étoiles die Verbreitung humanistischer Werte über das Wegenetz der europäischen Wege der Jakobspilger zum Ziel gesetzt. Diese sog. „Sternenwege“ erinnern als europäische Kulturstraße und geistiges Weltkulturerbe an die Wurzeln Europas.

Vor diesem Hintergrund wurde die Vision Robert Schumanns – „Europa soll sich eine Seele verschaffen“ zur Antriebsfeder, um das Projekt als beispielgebende Kulturinitiative in einer Großregion in der Mitte Europas zu entwickeln. Über 350 mittelalterliche Kulturdenkmäler wurden entlang der Wegerouten zu Ziel- und Ausgangspunkten für Pilgertouren. Sukzessive werden sie mit einer steinernen Jakobsmuschel sowie einer Informationstafel ausgestattet, die neben kunsthistorischen und touristischen Informationen auch das humanistische Leitbild des Projektes für das „geistige Gepäck“ bereitstellt.

Presseinfo

Informationstafel

Der Bürgermeister von Scy-Chazelles, Frederic Navrot, hob als Gastgeber der Einweihungsfeier die Verbindung der Idee des Sternenweges mit der Geschichte und den Themen des Ortes hervor. Künftig wolle man auch die vielen Gäste des Ortes mit dem Leitbild des europäischen Modellprojektes an zentraler Stelle bekannt machen. Eine gute Gelegenheit, schon bald darauf hinzuweisen, sähe er bei der Europawoche im Mai und bei der Festlichkeit, wenn das olympische Feuer auf dem Weg nach Paris am Europazentrum Robert Schuman Station machen wird.

„Wie sich in unserer Großregion ein Gemeinschaftsgefühl und mehr Solidarität für europäische Werte entwickeln lassen, ist in erster Linie eine kulturelle Frage. Die Säulen Versöhnung, Solidarität und Frieden hat auch Robert Schuman in seiner Erklärung im Jahre 1950 immer wieder hervorgehoben. Dies kann uns in unserem Lebensraum nur gelingen, wenn wir den Menschen dazu Beispiele liefern und die unterschiedlichen Identitäten der einzelnen Kulturlandschaften dieser Großregion gleich einem Mosaik zu einem facettenreichen Ganzen verknüpfen. Genau das ist auch ein wesentliches Ziel unseres europäischen Modellprojektes Sternenweg/Chemin des étoiles: Wir stärken mit diesem Projekt mit der Unterstützung von vielen Kooperationspartnern die kulturelle Identität einer facettenreichen Großregion und insbesondere ein Bewusstsein für die Werte Europas. Wir sind stolz und dankbar, dass wir diese Zukunftsvision heute an der Grabstätte des ersten Präsidenten des Europäischen Parlamentes – Robert Schuman, dem „Vater Europas“ – gemeinsam mit unseren französischen Freunden nachdrücklich zur Sprache bringen können. Seine Idee von einem geeinten Europa und einer friedlichen Welt ist in der Gegenwart aktueller denn je. Mein Dank gilt insbesondere Bürgermeister Frederic Navrot und seinem Team in Scy-Chazelles und allen Beteiligten für die gute Zusammenarbeit!“, erläuterte Peter Gillo (Schirmherr, Präsident des Eurodistricts SaarMoselle, Regionalverbandsdirektor Regionalverband Saarbrücken).

„Die Vision Robert Schumans, ein geeintes Europa vor allen wirtschaftlichen Interessen als kulturelle Einheit zu entwickeln, um sich damit eine Seele zu verschaffen, hat das europäische Modellprojekt Sternenweg – Chemin des étoiles maßgeblich geprägt! Genau in diesem Sinne möchte das Projekt beispielhaft veranschaulichen, wie ein grenzüberschreitender und zugleich großregionaler Erfahrungsraum und ein werteorientiertes europäisches Miteinander auch beim Unterwegssein im Alltag verknüpft werden können. Im Austausch mit vielen Menschen haben wir im Projektverlauf erkannt, dass die aktuelle Suchbewegung vieler Menschen nach Lebenssinn und nach über die Grenzen verbindenden (europäischen) Werten insbesondere beim Wandern oder Pilgern in besonderem Maße inspiriert werden können. Aus aktuellem Anlass rufen wir Menschen dazu auf, als „Friedenspilger“ in unserer Großregion unterwegs zu sein. Auf dem Wegenetz der Sternenwege durch die facettenreichen Kulturlandschaften unserer Heimat und insbesondere in den mittelalterlichen Kirchen am Wegesrand, kann jeder dem inneren und äußeren Frieden etwas näher zu kommen und diesen Geist auf ganz persönliche Art und Weise verbreiten. Wir laden Menschen dazu ein – trotz der augenscheinlichen Machtlosigkeit – unterwegs ein persönliches Zeichen für ein geeintes und weltoffenes Europa zu setzen.“, so Peter Michael Lupp (Projektleiter).
Gilbert Schuh (Vizepräsident des Eurodistrict SaarMoselle) begleitet das Projekt kulturpolitisch in Lothringen und unterstrich die Beispielhaftigkeit, die das Projekt für die Wertebildung im Kulturtourismus der Großregion habe. Auch der Direktor des Europazentrum Robert Schuman und dem zugehörigen Robert-Schuman-Haus, Laurent Thurnherr, begrüßte das europäische Modellprojekt und wird künftig im Informationsbereich des Zentrums das Thema vermitteln. Fachkompetent bot er der Gruppe eine Führung durch die Anlage und erläuterte die Lebenswelt Robert Schumans.
Nach der offiziellen Feier waren die Gäste eingeladen, am Grab von Robert Schuman eine weiße Rose abzulegen und einen Moment inne zu halten. Projektleiter Peter Michael Lupp las dazu folgenden Text:
Projektleiter Peter Lupp kniet vor der Gedenkplatte

Die Realitäten von Morgen sind die Utopien von heute (Viktor Hugo) Der Europarat feiert in diesem Jahr seinen 75. Geburtstag! Vor dem Hintergrund des aktuellen Weltgeschehens und dem zerstörerischen Krieg in der Ukraine haben wir mehr denn je den Auftrag, die kulturellen Werte Europas zu verteidigen und auf ihrem Fundament ein Europa des Friedens und der Nachhaltigkeit für unsere Kinder und Kindeskinder zu bauen!

Das europäische Modellprojekt Sternenweg/Chemin des étoiles steht für ein weltoffenes und tolerantes Europa und vor allem für Frieden in der Welt! Wir appellieren ganz im Sinne von Robert Schuman an die Zivilcourage aller Menschen, die auf den Sternenwegen in der Großregion unterwegs sind, aktiv gegen Rassismus, Antisemitismus und rechtsextreme Gewalt einzutreten! Verbreiten Sie die demokratischen Prinzipien gegen Diskriminierung und für Toleranz mit allen Kräften und verbreiten Sie den Frieden!

Hintergrund

[… Der Friede der Welt kann nicht gewährt werden ohne schöpferische Anstrengungen, die der Größe der Bedrohung entsprechen…Bevor Europa eine wirtschaftliche Allianz oder eine wirtschaftliche Einheit sein wird, muss es eine kulturelle Einheit im Sinne des Wortes sein… Europa soll sich eine Seele verschaffen…]

Zitate: Robert Schuman aus seiner Erklärung vom 9. Mai 1950

Im April 1950 formulierte Robert Schuman als Außenminister Frankreichs (1948–1952) gemeinsam mit anderen europäischen Staatsmännern – u.a. Konrad Adenauer – die Rahmenbedingungen für einen dauerhaften Frieden. Seine „Schuman Erklärung“ vom 9. Mai 1950 beruht auf den Säulen Versöhnung, Solidarität und Frieden. Als erstem Präsidenten des europäischen Parlamentes (1958–1960) wurde ihm der Titel „Vater Europas“ verliehen.