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STERNENWEG CHEMIN DES ÉTOILES

Projekthintergrund

Das europäische Modellprojekt „Ster­nen­weg/Chemin des étoiles“ wurde 2006 vom Regionalverband Saarbrücken ins Leben gerufen. Ziel war es, die heimischen Wege der Jakobspilger grenzüberschreitend auf poetische Art und Weise in Wert zu setzen. Im Rahmen des Projektes sollte erforscht werden, wie sich ein weltoffenes, tolerantes europäisches Miteinander über eine mehr als 1000-jährige Kulturstraße in einem großregionalen Kontext mit kleinen Gesten inspirieren lässt.

Projektverlauf

Bereits 1987 hat der Europarat die europäischen Wege der Jakobspilger als erste europäische Kulturstraße ausgezeichnet und die europäischen Regionen angeregt, diese Wege zu erforschen, zu kennzeichnen und auf regionaler Ebene mit den Ursprüngen des „europäischen Gedankens“ in Verbindung zu bringen. 1993 erklärte die UNESCO das Netzwerk der Wege der Jakobspilger zum geistigen Weltkulturerbe. Damit soll, wie bereits im Mittelalter, der Austausch von Bildung, Ideen, Kunst und Kultur zwischen den Regionen und Nationen unterstützt werden.

Die Region Saarbrücken ist einer der Knotenpunkte der wiederentdeckten Wege der Jakobspilger, die aus Richtung Speyer, Worms und Mainz über Saarbrücken weiter nach Metz führen. 2006 fiel im Regionalverband Saarbrücken der Startschuss für das Inwertsetzungskonzept „Sternenweg/Chémin des etoiles“. Im Rahmen des Projektes sollte sich, mit kleinem Budget aber großem bürgerschaftlichem, sozialem und kulturellem Engagement, ein Netzwerk des europäischen Gedankens über diese besonderen Wegerouten entfalten.

In einer ersten Phase wurde das Projekt gemeinsam mit dem benachbarten Saar­pfalz-Kreis auf der Saarland | Nordroute und der Saarland | Südroute vom ehemaligen Benediktinerkloster Hornbach durch das Bio­sphä­ren­re­ser­vat Bliesgau bis nach Saargemünd bzw. Saarbrücken/Spichern umgesetzt. Um den Bewegungslinien und Wegeachsen der Jakobspilger, die zwischen den alten Bischofsitzen Mainz, Worms, Speyer und Metz verlaufen, nachzuspüren, wurde der Projektraum in einer weiteren Phase in die Großregion erweitert.

Partizipation

Um die Identifikation mit der Entstehungszeit der Jakobspilgerschaft zu erleichtern und die regionale Identität zu stärken, bildet die Erfassung der Zeugnisse der mittelalterlichen Baukultur entlang und in der näheren Umgebung der Wegerouten des Projektraums einen Schwerpunkt der Projektarbeit. Hierdurch können die Kommunen auch ungeachtet der touristisch genutzten Hauptrouten regionale „Schleifen am Sternenweg“ gestalten und ihr spezifisches kulturelles Erbe im Kontext des Pilgerwanderns hervorheben.

Seit 2006 werden diese Kulturdenkmäler sukzessive mit einer steinernen Jakobsmuschel geschmückt und mit einer Informationstafel ausgestattet. Gleichfalls werden die Partner vor Ort als „Paten“ über die Hintergründe des Modellprojektes informiert und die örtliche Internetseite mit der Homepage des Sternenwegs verlinkt.

Wenn Sie selbst mit einem mittelalterlichen Baudenkmal beim Projekt mitwirken möchten, finden Sie hier Informationen über die verschiedenen Angebote und Möglichkeiten der Beteiligung.

Durch die im Rahmen des Projekts geleistete Öffentlichkeitsarbeit entsteht vor Ort oftmals ein großes Interesse und die Bereitschaft, sich – auch im Zusammenhang mit der Thematik der Pilgerschaft – mit dem regionalen kulturellen Erbe des Mittelalters auseinanderzusetzen. Durch den europäischen Netzwerkgedanken, der dem Modellprojekt innewohnt, wird das Denken über den eigenen Kirchturm hinaus inspiriert. Vielfach entwickeln sich hieraus Synergieeffekte zwischen benachbarten Gemeinden und eine Begeisterung für Maßnahmen vor Ort, die auch den Gemeinschaftssinn untereinander stärken.

Das Schmücken der Wegeoberflächen in Form von Sternen und Ornamenten aus Feldstein im Saar­pfalz-Kreis und der Region Saarbrücken bildete einen weiteren Schwerpunkt der behutsamen Inwertsetzung dieser wiederentdeckten Wege. Die Umsetzung erfolgt im Rahmen von Qualifizierungsmaßnahmen für arbeitssuchende Menschen durch das Zentrum für Bildung und Beruf Saar gGmbH in Burbach (ZBB) und die Gesellschaft für Arbeit und Qualifizierung mbH im Saar­pfalz-Kreis (AQuiS).

Um die offiziellen Wegerouten des Projektraumes Interessierten zugänglich zu machen und ihnen das Planen eigener, individueller Touren entlang der Sternenwege zu erleichtern, wurden die einzelnen Routen, die erfassten mittelalterlichen Kulturdenkmäler sowie die Wegezeichen mithilfe unserer interaktiven Karte digitalisiert.

Der Sternenweg als Ex­pe­ri­men­tier­feld

In Anlehnung an den europäischen Grundgedanken des Sternenwegs, besteht ein wichtiges Experimentierfeld des Modellprojekts darin, auszuloten, inwiefern ein grenzüberschreitender, großregionaler Erfahrungsraum ein inspirierendes und schöpferisches Unterwegssein und ein werteorientiertes europäisches Miteinander inspirieren bzw. weiterentwickeln kann. Die spannende Frage ist, inwieweit sich individuelle Gedanken und Einstellungen verändern bzw. weiterentwickeln, wenn Menschen ihre individuellen Wandertouren vermehrt auch als Wege der Erkenntnis begreifen, sich hierbei den unterschiedlichen Werten einer humanistisch ausgerichteten Gesellschaft bewusst werden, unterwegs kulturelles Erbe als spirituelle Orte entdecken und auf poetische Art und Weise entsprechende Impulse erhalten. Das Modellprojekt möchte hierfür exemplarisch einen offenen Lebens-, Erfahrungs- und Begegnungsraum anbieten.

Gerade beim Unterwegssein eröffnet sich eine besondere Gelegenheit, in der Begegnung mit Menschen europäische Werte zu leben. Das Pilgerwandern auf den Sternenwegen könnte hierbei zu einem Ritual werden, das eine humanistische Botschaft transportiert und die Menschen auf einer emotionalen Ebene für die europäische Gemeinschaft begeistert. Zur Unterstützung bieten wir eine Auswahl an „Leitgedanken“, die auf einen Wertekanon des verantwortungsbewussten und schöpferischen Menschseins Bezug nehmen, und die als geistiger Impulsgeber das Unterwegssein auf den Sternenwegen ergänzen und die innere Reflektion begleiten können. Poetische Texte zum Unterwegssein finden sich zudem im Bildband und den beiden „Klangbüchern“ zum Modellprojekt.